Kaffee-Gedanken

Am Dienstag gingen mein Freund und ich das erste Mal nach dem Lockdown ins Kaffee nebenan. Ich habe mir während dem Lockdown so viele nostalgische Gedanken gemacht und überlegt, wie es wohl sein wird, endlich wieder irgendwo rein sitzen zu können. Und die Realität ist: So anders oder speziell war es überhaupt nicht. Eher so, als würde ich in eine alte Gewohnheit zurückfallen. Gut, die Tische wurden ein wenig verschoben, sodass die 2 Meter Abstand eingehalten werden können und überall stehen Desinfektionsmittel rum. Von meinem Gefühl her jedoch nichts Neues.

Am Dienstag Mittag war ich also im Kaffee, am Nachmittag wechselte ich für das «Homeoffice» das Kaffee und am Mittwoch Morgen war ich schon wieder in einem Kaffee und war am «zmörgele». Ich bin also wieder voll dem Konsum verfallen. Die Hygienevorschriften wirklich sehr genau einzuhalten ist sehr schwierig in der Gastronomie und ich frage mich ernsthaft, wieso dass die Gastronomiebetriebe schon wieder aufgemacht haben. Vielleicht um die Wirtschaft wieder ein wenig anzukurbeln?

Da ich nicht mehr ohne Trambillett in der Stadt rumfahren kann ohne kontrolliert zu werden, bin ich nun mit meinem Velo unterwegs. Und seit nun wieder alles offen ist, packt mich beim vorbeifahren die Lust extrem in einen Laden reinzugehen und rumzustöbern. Brauche ich ein neues T-Shirt? Meine Joggingschuhe sind kaputt.. Was gibt es Neues? Eigentlich brauche ich überhaupt nichts, ich habe alles. Es war schon sehr befreiend, ohne diese konsumgeleiteten Gedanken zu leben. Nun sind sie wieder da und sie nerven mich extrem. Sie fallen mir auch sehr auf und ich merke richtig, dass ich mich doch ein Stück weit kontrollieren muss. In der kapitalistischen Welt, wo alles leuchtet und die einem das Gefühl gibt, man braucht irgendetwas und sowieso immer noch mehr, ist es schon unglaublich schwierig, die Kontrolle die ganze Zeit aufrechtzuerhalten. Ich finde, es kostet sehr viel Energie, die ich eigentlich anders einsetzen möchte. Und gerade jetzt möchte ich mich wieder zurückziehen nach Hause in meinen Lockdown. Nur scheisse, dass der Kaffee einfach besser ist nebenan.

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