Historische Epidemien und ihre (sozialen) Folgen

Eher zufällig bin ich bei der Zeitungslektüre darauf gestossen: die "attische Seuche", eine Epidemie im antiken Griechenland (430 bis 426 v. Chr.) kann als Beginn starker sozialer Veränderungen verstanden werden und wird sogar für den Untergang der griechischen Hochkultur verantwortlich gemacht.

Ein kurzer Überblick über historische Epidemien und ihre (sozialen) Folgen findet sich in einem Beitrag von BR 24.

Das übergeordnete Muster scheint so auszusehen, dass zunächst die etablierten Strukturen und sozialen Ordnungen erodieren, einbrechen und teilweise zerfallen. Diese waren aber jeweils konstituierend für die "Erfolge" der jeweiligen Kultur. Indem die Erfolgsmuster wegbrechen, öffnet sich die Möglichkeit zur Veränderungen. Diese sind (aus heutiger Sicht) teilweise negativ, aber - überraschenderweise - auch positiv. So werden etwa notwendige Massnahmen nach dem jeweiligen Wissenstand ergriffen, um für künftige Ereignisse ähnliche Qualitäten vorbereitet zu sein bzw. diese erst gar nicht entstehen zu lassen.

Einmal mehr zeigt sich: die Krise ist häufig Wendepunkt (Bifurkationspunkt). Um den Wendepunkt herum werden bisherige Ordnungsparameter in Frage gestellt, ausgesetzt, spontan neue hergestellt ("erfunden"), die zum Teil nur episodisch und temporär in Kraft bleiben, teilweise aber auch zu neuen stabilen Ordnungsmuster in sozialen Systemen führen.

Es ist interessant, diese Transitionen zu beobachten und zu beschreiben. Wer immer jetzt entsprechende Beobachtungen macht, ist willkommen, diese hier zur Verfügung zu stellen.


Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?

Neue Normale
2020
Powered by Chimpify